Turmfalken-Webcam im Kirchturm Christkönig von Musterstadt

Live aus dem Kirchturm: Die Kreisgruppe Musterstadt bringt Naturschutz ins digitale Zeitalter. Eine hochauflösende Webcam im Turm der Christkönig-Kirche überträgt rund um die Uhr das Familienleben von Turmfalken. Tausende verfolgen online, wie aus drei Eiern flauschige Jungvögel werden – Artenschutz zum Mitfiebern, der Herzen erobert und Spenden generiert.
Es ist ein ungewöhnliches Zusammentreffen von Kirchturm und Hightech, von jahrhundertealtem Gemäuer und modernster Übertragungstechnik. Im 42 Meter hohen Turm der Christkönig-Kirche in Musterstadt hat die örtliche BN-Kreisgruppe ein ambitioniertes Projekt verwirklicht: Eine hochauflösende Webcam dokumentiert das Brutgeschäft eines Turmfalkenpaares und macht es für Menschen weltweit erlebbar.
Nach monatelanger Planung und Abstimmung mit Kirchengemeinde, Denkmalschutz und Naturschutzbehörden ging die Webcam im März 2023 online. "Die Idee entstand während der Corona-Pandemie", erzählt Projektleiter Marcus Hentschel, während er die Technik im Kirchturm überprüft. "Die Menschen saßen zu Hause, sehnten sich nach Naturerlebnissen. Gleichzeitig wollten wir zeigen, dass Artenschutz direkt vor unserer Haustür stattfindet."
Die Installation war eine logistische Herausforderung. Das Team musste Stromkabel verlegen, ohne die historische Bausubstanz zu beschädigen. Die wettergeschützte Kamera wurde so positioniert, dass sie den Nistkasten optimal erfasst, ohne die Vögel zu stören. Ein Infrarotmodus ermöglicht sogar Nachtaufnahmen. Die Datenübertragung erfolgt über einen eigens eingerichteten Glasfaseranschluss – der Kirchturm ist damit digitaler als manches Wohnhaus in Musterstadt.
Weitere Maßnahmen für Turmfalken in Musterstadt
Habitatmanagement:
- Erhaltung und Schaffung von Wiesen und Grünflächen als Nahrungshabitate
- Sicherung von störungsfreien Gebäudenischen, Felswänden und Steilhängen als Brutplätze
Dokumentation:
- Tagebuch Turmfalken-Webcam: wann werden Eier gelegt und beginnt die Brutzeit, wann schlüpfen die Jungen, welche Nahrung
- Zählung verschiedener Tiere
- Beringung in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) angedacht
Turmfalken-Beobachtung voller Erfolg ...
Bereits in der ersten Brutsaison verfolgten über 50.000 Menschen die Live-Übertragung – dieser Erfolg übertraf alle Erwartungen. Schulklassen nutzen die Webcam für den Biologieunterricht, Seniorenheime organisieren gemeinsame "Falken-Nachmittage". Die Kommentarfunktion auf der Website quillt über vor begeisterten Nachrichten: "Heute Morgen ist das dritte Küken geschlüpft!", "Das Männchen hat gerade eine Maus gebracht!"
Pfarrer Johannes Weinrich sieht das Projekt als moderne Form der Schöpfungsbewahrung: "Unser Kirchturm war schon immer Heimat für Turmfalken. Jetzt können wir diese Geschöpfe Gottes einem breiten Publikum nahebringen." Die Kirchengemeinde profitiert ebenfalls – die Besucherzahlen der Gottesdienste stiegen, seit Menschen nach dem digitalen Falkenbesuch auch die reale Kirche kennenlernen wollen. Ein unerwarteter Nebeneffekt: Die Webcam wurde zum Friedensstifter in einem jahrelangen Nachbarschaftsstreit. Anwohner, die sich über Vogelkot beschwert hatten, wurden zu den größten Fans der Turmfalkenfamilie. "Wenn man die Vögel kennt, ihre Persönlichkeiten erlebt, ändert sich die Perspektive", beobachtet Hentschel. Der digitale Blick in die Kinderstube der Turmfalken baut Brücken zwischen Mensch und Natur – mitten in der Stadt, hoch über den Dächern von Musterstadt.
... wissenschaftlich begleitet
Die Webcam liefert zudem wertvolle wissenschaftliche Daten. Brutbeginn, Gelegegröße, Fütterungsfrequenz – alles wird automatisch aufgezeichnet. "Wir können Verhaltensweisen dokumentieren, die bei direkter Beobachtung niemals möglich wären", schwärmt Ornithologin Dr. Lisa Brenner, die die Daten für ihre Forschung auswertet. Besonders interessant: Die städtischen Turmfalken jagen vermehrt in der Dämmerung, vermutlich eine Anpassung an die beleuchtete Stadt.
Webcam für Storchennest geplant
Die Kreisgruppe plant bereits die Expansion. Nächstes Jahr soll eine zweite Kamera im Storchennest auf dem Rathaus installiert werden. Die Finanzierung steht – allein durch Spenden, die über die Webcam-Website eingingen, kamen 12.000 Euro zusammen. "Die Menschen wollen Teil des Projekts sein", freut sich Hentschel. “Sie adoptieren symbolisch 'ihre' Jungfalken und unterstützen so unsere Naturschutzarbeit.”









